Neuere Formen von Jugendspiritualität und Ritualen von und mit Jugendlichen

19. bis 21. März 2019 in Hannover

Als Thema für unsere Frühjahrsfachtagung 2019 hatten wir uns eine Auseinandersetzung mit neueren Formen von Jugendspiritualität und Ritualen im Alltag vorgenommen.Im Hintergrund für diese Themenwahl stand die Wahrnehmung der Studie zur Lebens- und Glaubenswelt junger Menschen anlässlich der 5. Tagung zur 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland: „Was mein Leben bestimmt? Ich!“.Für uns ergab sich daraus u.a. die Frage, wie die Weitergabe oder Initiierung von Spiritualität in einem Kontext zu vermitteln bzw. zu begleiten ist, der an einer Stelle  der Studie z.B. folgendermaßen zusammengefasst wird:

„Religiöse Einflüsse, die ihr Leben bestimmen, sehen die meisten so gut wie nicht – trotz Taufe und Konfirmation.

Selbst wenn der mögliche Einfluss des Glaubens aktiv thematisiert wird, bleibt die Selbstperspektive:‚Du hast doch eine gewisse Verantwortung für dich, es heißt nicht umsonst ‚Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott‘.

Wir hatten für diese Tagung als Referentin Frau Prof. Sabine Bobert von der Universität Kiel eingeladen, die diese Thematik mit einem Coaching auf der Grundlage des Instrumentariums einer neueren Mystik aufgreift, einer Mystik, die um den von ihr entwickelten „Mental Turning Point (MTP) kreist. Auf der Grundlage wiederentdeckter und zugleich weiterentwickelter Praxiselemente früherer christlicher Mystiker kommt Sabine Bobert zu recht verblüffenden, z.T. durchaus verstörenden Praxisangeboten für moderne Stadtnomaden. Ziel ist hierbei eine Steigerung der eigenen Bewusstheit und Sammlung, die dem entfremdenden Druck innerhalb moderner Gesellschaften etwas entgegen zu setzen hat. So sollen aus Stadtnomaden moderne Stadt-Eremiten werden, deren Rückzug – wie der Titel schon anzeigt –, jedoch nicht in eine weltferne Vereinzelung führt, sondern gerade Konzentration und eine entwickelte Selbst-Wahrnehmung mitten im Alltag des Lebens anbietet. Übungen mit der sog. Drei-Strudel-Technik haben uns auch praktisch die tieferen Ziele dieses Angebotes erfahren lassen. – Im anschließenden Fachgespräch waren wir uns – trotz der zeitgemäßen Zielrichtung dieser Übungen –  jedoch schnell einig, dass diese Art der Spiritualität für die Arbeit mit Jugendlichen dringend der Ergänzung durch leichter zugängliche Rituale und Formen der Spiritualität bedarf. Daher werden wir das Thema in unserer Herbsttagung noch einmal unter der Überschrift wieder aufgreifen: „Mose, zieh deine Schuhe wieder an! Angewandte Spiritualität in der Jugendarbeit – Von der Mystik zurück ins Leben.“Das Arbeitsgespräch mit dem Generalsekretär und dem Geschäftsführer der aej, Mike Corsa und Micheal Peters, führte u.a. zu festen Verabredungen mit dem Ziel, die von der aej angebotenen Hilfsmittel, Informationen und Tagungen auch in der Fläche der Stadtjugendarbeit für den Arbeitsprozess fruchtbar werden zu lassen.

Teile der Tagung waren wie immer dem kollegialen Austausch gewidmet.

Eckhart Friedrich, 13.05.2019